Raus aus der grünen Komfortzone hieß es am Dienstag Abend für den grünen Kandidaten zur Europawahl Martin Häusling. Bei einer mit etwa 80 Personen gut besuchten Diskussionsveranstaltung auf dem Obersteinberger Hof in Pohlheim hatten Vertreter und Vertreterinnen der Landjugend und des Kreisbauernverbandes Gießen/Wetzlar/Dill Gelegenheit, ihre Sorgen und Wünsche zu formulieren und den Grünen mit nach Brüssel, aber auch in die Kommunalpolitik mit zu geben. Sehr deutlich benannte Daniel Seipp, Vorsitzender des Kreisbauernverbandes die Nöte der heimischen Landwirtschaft.
Auch die Familie Fay hatte Gelegenheit ihren Betrieb vorzustellen und ihre Forderungen an die Politik in Brüssel aber auch in der Kommune zu formulieren.
Die Palette der angesprochenen Themen reichte vom Wunsch nach Planungssicherheit und Entbürokratisierung über die problematische Marktmacht der Agrar- und Ernährungsindustrie bis zu Appellen, die Landwirtschaft vor Ort besser in Planungsprozesse – vor allem im Bereich der Ausgleichsmaßnahmen – einzubinden. Auch die regionale Vermarktung müsse eine wesentlich größere Rolle spielen und sei z.B. bei Ausschreibungen von Schulverpflegung dringend zu berücksichtigen.
Häusling, selber Landwirt und langjähriger Europaabgeordneter, äußerte Verständnis für die Wünsche und die Kritik, mahnte jedoch auch die Verantwortung der Landwirtschaft für Klima- und Artenschutz an. Er kritisierte, dass auf EU Ebene die Abkehr von Klima- und Umweltschutz und eine Rückabwicklung des Green Deals bereits im vollen Gange sei. „Unter dem Deckmantel des Bürokratieabbaus werden als Reaktion auf die Bauernproteste kurzerhand Umweltauflagen geschleift. Freuen darüber können sich die Big Player der Agrar- und Ernährungsindustrie, denn das Kernproblem der Landwirtinnen und Landwirten – zu niedrige Einkommen – bleibt ungelöst.“
Christian Zuckermann (Kreisvorstand) bedankte sich für die intensive Diskussion und bei der Familie Fay für die Gastfreundschaft. Er rief abschließend dazu auf, an der Europawahl am 9. Juni wählen zu gehen und betonte: “Erhalten, was uns erhält! Ohne gesunde Ökosysteme haben wir kein Trinkwasser, keine fruchtbaren Böden und keine saubere Luft. Europa braucht eine Gemeinsame Agrarpolitik, die nachhaltiges Wirtschaften belohnt, eine Pestizidzulassung nach wissenschaftlichen Standards und eine bessere Vernetzung unserer Schutzgebiete.”